Unser Leben unterwegs

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Die aktuelle Reise dreht sich mit Schwerpunkt um das Besuchen der großen Nationalparks und Game Reserves in Botswana und den namibianischen Regionen Sambesi und Kavango. Es geht uns also diesmal hauptsächlich um das Erleben der Wildnisse mit ihren Tieren und Landschaften. Gleichzeitig wollen wir einmal nach Sambia hereinschnuppern, wohin uns in Bälde eine große Tour führen wird. Außerdem müssen wir mit unserem Auto das Gebiet der südafrikanischen Zollunion verlassen, um das Fahrzeug mit einem neuen Carnet de Passage wieder aus Sambia einführen zu können.

Tagesablauf:

In den Nationalparks und Game Reserves gibt das Tageslicht den Lebensrhythmus vor. Mit Sonnenaufgang, ca. 06:00 Uhr beginnt der Tag, entweder mit einem Frühstück und anschließendem Game Drive oder einem Game Drive und anschließendem Frühstück. Es folgt eine mehr oder weniger lange Siesta, an die sich die Zubereitung und das Essen der Hauptmahlzeit sowie die Dusche anschließt. Regelmäßig kommt dann der Abendgamedrive und wir kommen in der Dämmerung, ungefähr 18:00 Uhr zurück zum Camp. Je nach Insektenlage und der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Löwen sitzen wir danach zur Lesestunde am oder im Auto und gönnen uns meist noch einen guten Drink. Wenn wir draußen sitzen, staunen wir natürlich über den afrikanischen Sternenhimmel an dem wir uns kaum sattsehen können.

Es ist im südlichen Afrika eigentlich Sitte, abends in Gemeinschaft beim Lagerfeuer zu essen, meist wird gegrillt, Drinks und anregende Gespräche zu genießen. Das war bei unserem Prolog mit Jana, Jutta, Reinhold und Ron im Dezember im Kaokoveld regelmäßig ein Highlight, das teilweise bis spät in die Nacht fortdauerte und durch Janas und Juttas Kochkünste befeuert wurde.

Da Tina und ich aber keine Lagerfeuer betreiben und einfach essen, entfällt dieser typische Reiseanteil und meisten kriechen wir gegen 21:00 Uhr in den Schlafsack.

Verpflegung:

Weil wir zwischen 10 und mehr Tagen ohne Einkaufsmöglichkeiten sind, fallen unsere Mahlzeiten etwas karger aus. Ihre Zutaten müssen transportsicher, haltbar und platzsparend sein. Frische Nahrungsmittel funktionieren nur zu Beginn einer Etappe.

Unser Frühstück besteht im Regelfall aus frischgemahlenem Kaffee, Fruchtsaft, wenn kurz nach dem Einkaufen Toast- sonst Knäckebrot mit Marmelade und Streichkäse.

Mit dem Hauptgericht gleichen wir uns meist der einheimischen Landbevölkerung an, nur dass es statt Maisbrei Spaghetti oder Reis gibt. Dazu ein Relish, hier oft als Fertigsauce oder Chutney, oder eine Dose Gemüse, gerne als Salat. Eine Dose Thunfisch wertet das Ganze auf. Meist koche ich Nudeln oder Reis gleich für drei Mahlzeiten, wobei die gekochten Nudeln bzw. der Reis dann später gebraten werden. Im dichter besiedelten und fruchtbareren Sambia können wir natürlich frische Tomaten, Gemüse und Obst direkt am Straßenrand kaufen. Lieblingsgetränk dazu ist Radler geworden Daher auch die Dosen mit Limonade, s.u.

Natürlich gibt es jeden Tag eine Dose Obst zum Nachtisch.

Leider haben wir ein grundlegendes Problem mit unserem Kocher. Dummerweise haben wir uns bei der Verschiffung von Nyati an die Vorgaben des Reeders gehalten und unsere Gasflasche, die sowohl die Innenkochfelder als auch den Außenkocher versorgt, in Europa gelassen. Nun finden wir keine neue passende Flasche und auch keine passenden Anschlüsse.

So improvisieren wir zurzeit mit einem kleinen einflammigen Campingkocher, den wir mit Gaskartuschen befeuern. Diese Ausstattung lädt nun auch nicht zum aufwändigen Kochen ein.

Im Notfall, wenn ein Reisetag zu lange dauerte, hilft auch einfach eine Dose Baked Beans zum Sattwerden.

Unser Überall-Hinkomm-Zuhause entpuppt sich dabei als Stauwunder:

Vier Flaschen Wein, fünf Flaschen hochwertiger Spirituosen, 40 Dosen Bier, 20 Dosen Limo, 20 Dosen Obst, 40 Liter Fruchtsaft, 100 Liter Trinkwasser (neben 140 Litern Waschwasser), 20 Dosen Gemüse, 12 Flaschen Sauce, 20 Dosen Thunfisch, Brot, Marmelade uvam. lassen sich leicht verstauen.

Ehe Ihr, liebe Leserinnen und Leser Euch jetzt über die relativ karge Kost wundert, oder uns gar bemitleidet– diese Beschreibung gilt für lange Etappen in einsamen Gebieten. Dort wo Restaurants verfügbar sind, sind wir gerne zu Gast und werden meist gut bis sehr gut bekocht. Die Küche in Namibia und Botswana ist von traditioneller einheimischer, indischer, malaiischer, holländischer, englischer und deutscher Küche beeinflusst. Hühnchengerichte sind weit verbreitet, Fisch ebenso. Botswana ist ein großer Rindfleisch Exporteur, beliefert sogar die EU, doch ist der Genuss von Steaks oft ein Experiment. Bei gleichen Namen sind die Cuts oft abweichend von unseren und selbst Filet wird vor dem Grillen leider öfter mariniert, sodass der typische Biss und leichte Röstaromen fehlen. Leider ist in Botswana und Sambia das Angebot von Wild recht rar.

Wenn wir in Gegenden mit gutem Einkaufsmöglichkeiten sind, leben wir auch bei selbst zubereitetem Essen richtig gut. Zwar ist es herausfordernd auf nur einer Kochplatte Brot zu toasten, Kaffee zu kochen und Spiegeleier zu braten, doch ist selbst ein tolles Hühnchencurry zum Dinner machbar😉

Hygiene:

Körperhygiene und Sauberkeit allgemein lassen sich auf einer solchen Reise leicht sicherstellen. Wir benutzen, da wir nicht überall reines Trinkwasser bunkern können, unseren eingebauten 80 Wassertank als Duschwasserreservoir (selbstverständlich wäre diese Wasser durch zwei unterschiedliche integrierte Filtersysteme auch trinkbar) und können dies mit Faltkanistern um 60 Liter ergänzen. Ich, mit ganzer Körperbehaarung, komme für eine Dusche mit unter 10 Litern zurecht, Tina braucht viel weniger. Sollte das Duschwasser knapp werden, kann die Körperwäsche, so wie wir Älteren das sicher noch als Kinder kennergelernt haben, mit Schüssel und Waschlappen mit minimalem Wasserbedarf realisiert werden. Tatsächlich, und das ist bei Temperaturen von 40 Grad und reichlich Sand sicher sehr angenehm, konnten wir uns bisher jeden Tag eine Vollreinigung gönnen. Wir haben die Möglichkeit an unserem Auto eine Außendusche anzubringen und bei Bedarf sogar mit heißem Wasser zu duschen.

Die einsamen Campsites in den Nationalparks und Game Reserves bieten immer einen Toilettensitz über einem tiefen Loch, mit extra Belüftung und eine Möglichkeit, einen Duscheimer mit Wasser zu befüllen.

Die Campsites mit etwas mehr Betrieb bieten einen zentralen „Ablution Block“ mit Duschen und Toiletten, die mit einer einzigen Ausnahme immer hinreichend sauber waren. Diese Anlagen werden auch andauernd gepflegt.

Für das große Geschäft in der totalen Abgeschiedenheit haben wir einen Campinghocker mit Toilettenbrille statt einer Sitzfläche und einen Klappspaten. Dieser Sitz lässt sich im Notfall, mit entsprechenden Plastiksäcken aus dem Yachtbedarf, auch im Fahrzeug benutzen. Ein solcher Notfall könnte z.B. ein Durchfall in einer Löwen- oder Flusspferd-Gegend sein.

Sicherheit:

Bedrohung durch Menschen:
Wir sagen mit fester Überzeugung, diese ist in Sambia, Südafrika (mit regionalen Ausnahmen, Johannisburg, Soweto, Town Ships generell), Botswana und Namibia nicht größer, wahrscheinlich eher geringer, als selbst im „sicheren“ Westeuropa. Natürlich gibt es ein paar Regeln, die man als Tourist oder eben auch als Einheimischer einhält und ja, es gibt z.B. in größeren Stätten no go areas und ganz klare Don´ts. Beides behindert aber den Reisenden nicht.

Bedrohung durch große Tiere:
Es ist natürlich Blödsinn, anzunehmen jeder Elefant wartet nur darauf auf einem Tourist herumzutrampeln und nicht jeder Löwe hat einen Schneeschieber auf dem Speiseplan. Wie im Umgang mit fremden Menschen gibt es auch hier einfache Regeln: Einhalten der Fluchtdistanz der Tiere, nicht nachsetzen um ein noch näheres Foto zu schießen, nicht provozieren, nicht zwischen Mutter- und Jungtier drängen, nicht schwach und hinfällig auftreten, nicht Weglaufen, nirgendwo unaufmerksam reinlaufen (Löwe Mittagsschlaf haltend unterm Busch, Elefant im Schatten stehend), nicht sehen wo man hinläuft in der Dunkelheit, sich setzen ohne den Boden gecheckt zu haben, in etwas Unklares hineingreifen und noch ein paar andere  Dinge.

Natürlich hilft Erfahrung, das Verstehen der Körpersprache der Tiere und das Lernen von mittteilsamen Profis wie Wildhütern, Guides und Jagdführern.

Bedrohung durch kleine Tiere:
Lichtdisziplin, Insektenschutzmittel, bedeckte Körper und Malariamittel als Stand-by sind hier die Mittel der Wahl. Wir sind zum zweiten Mal, teilweise in der Regenzeit in Sumpfgebieten. Die Anzahl der Mückenstiche war und ist sehr überschaubar. Natürlich beißen und stechen immer mal irgendwelche Viecher. Wenn es zu schlimm juckt, trägt man halt eine Arznei auf den Biss auf. Eine elektrische Fliegenklatsche im Auto ist das Ideale um den Fahrzeuginnenraum insektenfrei zu halten, es darf auch mal ein Sprühstoß Peaceful sleep sein.

Bedrohung durch den Verkehr:
Wir rechnen damit, dass alle möglichen Tiere von der Ziege bis zum Elefanten plötzlich auf der Fahrbahn sind, Fußgänger ohne Lampe und Reflektorweste sind unterwegs, Schlaglöcher verreißen die Lenkung mit der Gefahr des Fahrzeugüberschlags oder zerstören die Radaufhängung oder die Reifen. Querrillen oder der Fahrbahnuntergrund stören den Kraftschluss zwischen Reifen und Fahrbahnoderfläche. Deshalb: Wir fahren bewusst defensiv, vorausschauend und konsequent nicht nachts! Wir rechnen mit den unwahrscheinlichsten Überholmanövern.

Ich sehe die größte Gefahr beim Nachlassen der Aufmerksamkeit, z.B bei 300 Km fast nur gerade aus auf Asphalt, und dann ist plötzlich das Schlagloch, der Esel oder das Schulkind vor dem Kühler. Deshalb sollten die geplanten Etappen nicht zu lange werden.

Generell, besonders im Stadtverkehr, fahren Afrikaner partnerschaftlich.

Bedrohung durch die Wildnis und die Einsamkeit: Bitte ganz deutlich, ein großes Motiv für uns zu reisen, ist es Abenteuer zu erleben: Wie bei jedem Gleitschirmflieger, Taucher, Bergsteiger, Rennradfahrer gibt es dabei die Möglichkeit des Scheiterns. Das ist der Unterschied einer Fahrt durch die Etoshapfanne gegenüber einer Fahrt durch Savuti., aber auch einer Paddeltour auf der Lahn im Vergleich zu einer Tour auf dem oberen Lech.

Wie für jedem Sportler, jedem Arzt und jedem Soldaten gibt es einfache Möglichkeiten Risiken zu begrenzen. Man schult und trainiert sich, wissensmäßig, mental und körperlich, man sammelt Erfahrung, macht sich vertraut mit den Dingen die zu erwarten sind. Man kalkuliert die Risiken. Man beschafft sich geeignete Ausrüstung und hält sie in Schuss. Man beherrscht seine Ausrüstung. Man kalkuliert Reserven ein.

Man kalkuliert trotz allem oben gesagten auch eigene Fehler ein (Übermüdung, Unwissenheit, Ablenkung).

Und bei aller Planung passieren Dinge, die nicht kalkulierbar sind. Der Komplettausfall der Kraftstoffpumpe bei einem Land Cruiser, sechs Jahr alt und 85.000 km gelaufen – wer hat davon einmal gehört? Mein anderer Land Cruiser ist mittlerweile 16 Jahre alt und hat 340.000 Km gelaufen ohne so eine Störung.

Uns ist das jetzt auf einem bewirteten Campingplatz, ca. 10 Kilometer von einer nächsten Ortschaft entfernt passiert. Es hätte aber auch 14 Tage vorher in der Zentralkalahari mit 200 Kilometern Nichts um uns herum passieren können.

Unsere Rückfallposition ist ein Satellitentelefon mit dem wir von jedem Ort im äußersten Notfall Hilfe an einen definierten Standort rufen können und ein Trinkwasservorrat für fünf Tage. Es gilt die Grundregel, ein gestrandetes Fahrzeug nicht zu verlassen (es sei denn, man weiß sicher vom man Hilfe findet und ist sicher in der Lage diesen Ort zu erreichen).

Ansonsten: “Use what you have” (Improvisieren), etwas was jeder Arzt und ernsthaft Erkrankte weiß: „Wer aufgibt hat verloren – wer nicht aufgibt hat zumindest eine Chance“ (das war das brutale Credo während meiner Personenschutzausbildung) und: “Survival beginnt im Kopf“