Neustart zu dritt
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Nachdem Tina sich in der Progress Guest Farm nahe Windhoek niedergelassen hat, fliege ich über Johannesburg nach Deutschland, schalte vom Buschleben auf Managementtraining um und genieße einige spannende Trainingstage mit tollen Teilnehmern.
Am Ende der Woche in Deutschland erledige ich noch etwas organisatorischen Kleinkram und einen medizinischen Check, dann hole ich meine liebe Schwiegermutter ab, die sich seit ca. sechs Monaten wie Bolle auf ihre dritte Namibiareise freut. Hier die Route:

Ergänzung von Tina zur Zeit alleine auf Progress: Gerda und Nickie haben es mit ihrer unglaublichen Gastfreundschaft geschafft, dass ich mich, auch ohne Bernd, tatsächlich wohlgefühlt habe. Es war die perfekte Entscheidung hier, außerhalb der Stadt, zu wohnen. Das Zimmer, der Garten und der Pool lassen keine Wünsche offen, das fantastische Essen erfordert Kompensation durch Sport 😉.
Und die Gespräche mit den wechselnden anderen Gästen am gemeinsamen Abendessen-Tisch waren eine Bereicherung. Danke an Claudia, Maria und Clemens, Ines und Michael, Michaela, Christina und Andre, Sophie und Hannes und und und…
Nach der Landung in Windhoek profitieren wir gleich vom nicht mehr ganz jugendlichen Alter von Tina sen: Da sie sich das Gehen mit einem Stock erleichtert, winkt uns eine fürsorgliche Flugplatzmitarbeiterin in die Priority Line der Einreisekontrolle. Dadurch werden wir kurze Zeit später geschätzte zwei Stunden Wartezeit am Mietwagenschalter einsparen.
Da Nyati ein kompromissloser Zweisitzer ist, darf er sich in Hangar der Progress Farm ausruhen, während wir drei, also Tina senior, Tina junior und ich im brandneuen und äußerst komfortablen Toyota Hilux Mietwagen mit monströs wirkungsvoller Klimaanlage (die in unserem Land Cruiser kühlt eher homöopathisch und ist ab 30° praktisch abwesend) nach Norden aufbrechen. Natürlich haben wir die kommenden Wochen etwas mehr „ladylike“ geplant und tauschen das hardcore Buschleben gegen mehr oder weniger zivilisierte bis komfortable Lodges.
Unter die zweite Kategorie fällt die Aloegrove Safari Lodge bei Otjiwarongo, wo sich die gerade aus dem europäischen Aprilwetter kommende Tina sen an konstante Tagestemperaturen von ca. 35° gewöhnt und sich mit einem Leoparden, einer Löwin und einem Gepard anfreundet. Aloegrove ist eine zertifizierte Auffangstation, nachdem die namibianische Regierung erfreulicherweise die – regelmäßig unsachgemäße – Haltung von Raubkatzen in Privathand verboten hat. Katzen, die von Menschen gehalten wurden, sind in der Wildnis nicht mehr überlebensfähig und stellen durch den Verlust ihrer natürlichen Scheu vor Menschen eine Gefahr dar. So müssen sie entweder getötet werden oder können in einem zertifizierten Reservat unter naturnahen Bedingungen ihre neun Katzenleben aufbrauchen.
Einen großen Beitrag leistet hier der Cheetah Conservation Found (CCF), der sich dem Schutz der real gefährdeten Art „Geparden“ verschrieben hat. Sein Hauptsitz grenzt an unsere Gästefarm und natürlich besuchen wir ihn und lernen sehr viel über diese gefährdete Art. Dabei muss man wissen, dass Geparden keinem ihrer Nahrungskonkurrenten vom Schakal bis zum Löwen etwas entgegenzusetzen und außerdem sehr spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum haben.
Besonders gefällt uns die realistische Grundidee, dass Tier- oder Artenschutz nur dann funktionieren kann, wenn die Bedürfnisse der regional betroffenen Menschen mit dem Schutz der wilden Tiere in Übereinstimmung gebracht werden. Für einen Geparden ist es einfacher, eine Ziege, ein Schaf oder ein Kalb zu schlagen als eine aufmerksame und wehrhafte Gazelle, was die betroffenen Tierhalter natürlich zum tödlichen Feldzug gegen die Geparde motiviert. Der CCF versorgt Hirten und Farmer mit Herdenschutzhunden, die er selbst züchtet und ausbildet. Diese Hunde treiben entweder die Herde vom Geparden weg oder vertreiben ihn. Dieser wird sich nicht auf eine Konfrontation mit einem Kangal oder ähnlichem einlassen.
Das Modell, das naturgemäß in Westeuropa gegenüber dem Wolf eher holprig funktioniert, klappt offenbar im dünnbesiedelten ländlichen Namibia deutlich besser.
Etosha – der größte Nationalpark Namibias…wie üblich: Legionen von Springböcken, Zebras, Gnus.
Elefanten, Kudu und Oryx sind diesmal weniger viele zu sehen, Rhinos machen sich ganz rar, und trotzdem ist der Park einfach wieder großartig beeindruckend!
Natürlichen fallen wir auf dem Weg dorthin in der „Deutschen Bäckerei“ in Outjo ein – das ist ein Muss! So einen Service, eine Qualität und Auswahl hätten wir auch in Deutschland gerne öfter.
Im Park sind wir vier Tage auf den Rädern und Tina sen kriegt das Fernglas nicht mehr von den Augen, erst recht nicht, nachdem sie herausgefunden hat, dass ein sehr gutes Glas natürlich auch Tiere im unmittelbaren Nahbereich besonders detailreich zeigt. Mag jemand die Haare auf der Zunge eines gähnenden Leoparden zählen?
Außer den Tieren fasziniert die überwältigende Weite der Pfanne und der Steppen im Etosha Park.
Die Unterkunft in Okaukuejo ist okay, im Dolomite Camp gerade aufgrund der überwältigenden Aussicht gut. Leider unterliegt der Erhaltungszustand der Einrichtungen, die Serviceorientierung der Mitarbeiter, die Qualität und Reichhaltigkeit der Speisen den für Etosha üblichen breiten Schwankungen. Nach unseren umfangreichen Erfahrungen der letzten Wochen ziehen wir das Fazit zu den Unterkünften: Hoffnungslos überteuert und vom Wohnwert am bisherigen unteren Ende unserer Erfahrungen.